
Ich bin ein Narr, und Du?
Andere Länder andere Sitten: Da ist Karneval nicht von ausgeschlossen. Ob Fasnacht, Fasching oder Karneval, die 5. Jahreszeit wird in vielen Teilen der Welt und vor allem in Europa ausgiebig gefeiert. Doch selbst innerhalb Europas haben sich über die Jahre vollkommen unterschiedliche Bräuche und Traditionen entwickelt, die jede Karneval-Hochburg in der Faschingszeit zu einem ganz besonderen Party-Ort werden lassen. In welcher europäischen Stadt wärst Du am liebten Narr und welche würdest Du eher meiden?
Wohingegen sich so mach einer beim Rosenmontags-Umzug in Köln wärmere Temperaturen herbeisehnt, regieren in in der spanischen Stadt Santa Cruz de Tenerife auf Teneriffa heiße Rhythmen die Stadt. Die Farben, der Charme, das Glitzern und Funkeln und natürlich eine tolle Show erinnern sehr an den Karneval in Rio. Aber warum nach Brasilien fliegen, wenn Teneriffa nicht weniger fantastisch ist? Wie auch in Brasilien wird in Spanien viel Haut gezeigt und die Kostüme aufwändig aus Seide, Satin und Tüll hergestellt. Ganz besonders wichtig sind die Kostüme für alle jungen Frauen, die Festkönigin werden wollen. Jede Gemeinde wählt bei der „Gala de Elección de la Reina“ ihre eigene Königin. Die Gala bildet den glamourösen Höhepunkt der Feierlichkeiten. Sobald die Königinnen feststehen, beginnen die Umzüge. Danach füllen Tausende Kostümierte und dutzende Musikgruppen über Stunden die Straßen und bilden ein farbenfrohes Menschenmeer. Am Aschermittwoch wird der Karneval auf Teneriffa dann mit der „ Beerdigung der Sardine“ feierlich beendet. Natürlich wird nicht einfach sang- und klanglos ein winziger Fisch unter die Erde gebracht, sondern symbolisch ein riesiger Papier-Fisch verbrannt.
Wesentlich verhüllter geht es im traumhaften Venedig zugange. Hier sind anstatt heiße Samba-Outfits, Masken und ausgefallene, mysteriös wirkende, historische Kostüme angesagt. Wer sich zur Karnevalszeit in Venedig befindet, fühlt sich wie in eine andere Zeit versetzt. Anders als in Deutschland, wo sich mit lustigen Kostümen aus Polyester und Plastik verkleidet wird, ist Karneval in Venedig ein sehr elegantes, prunkvolles Fest. Die berühmten Masken, die während des Karnevals getragen werden, orientieren sich an den Vorbildern der Commedia dell’Arte, einer bestimmten Art von Theater, das im 16. bis 18. Jahrhundert sehr beliebt war.
Auch unsere Nachbarn aus der Schweiz pflegen eine ganz eigene Faschings-Tradition. In Basel, die Faschings-Hochburg der Schweiz, wird noch die Alte Fasnacht gefeiert, die erst am Montag nach Aschermittwoch beginnt und nur exakt 72 Stunden lang dauert. Anstatt die „drey scheenschte Dääg“ wie der Basler zu sagen pflegt, mit Helau, Alaaf und Konfetti-Regen zu feiern, geht es in Basel zu Beginn erst mal etwas düsterer zu. Das liegt mit unter daran, dass der Umzug bereits um 4 Uhr morgens beginnt. Bei dem so genannten Morgenstraich marschieren a ktive Fasnachts-Mitglieder, natürlich alle aufwändig, fantasievoll verkleidet und mit hohen Laternen ausgestattet, durch die Straßen Basels. Die Laternen zeigen die Politiker der Schweiz, mit denen zu diesem Anlass „abgerechnet“ wird. Wenn die Sonne jedoch aufgeht, ist der ganze Spuk vorbei und es folgen weitere nachmittägliche Umzüge.
Der größte Karneval Skandinaviens wird im dänischen Aalborg gefeiert. Um sich hoch im Norden nicht einen schlimmen Karnevals-Schnupfen zuzuziehen, gehen unsere cleveren Nachbarn aus dem Norden die fünfte Jahreszeit etwas geschickter an. Die simple Lösung: In Dänemark wird die Karnevalszeit einfach auf den Mai verlegt. Wenn also im Großteil der Welt Cowboyhüte, Samba-Röckchen und Clownsschminke schon längst verstaut sind, fängt das ganze Tara in Aalborg erst an,- und wie! Denn in Dänemark findet im Rahmen der Karnevalsveranstaltung ein großer Musikwettbewerb statt. Beim so genannte „Battle of Carnival Bands“ treten verschiedene Karnevalbands aus ganz Europa auf. Ihr Ziel: Als beste Karnevalsband des Jahres ausgezeichnet zu werden. Dem Gewinner winkt eine Prämie von 10 000 Kronen, wobei der Aalborger Karneval jedes Jahr unter einem anderen Motto steht. So wird es für die 100.000 Menschen, die es jedes Jahr nach Aalborg zieht, nie langweilig.
„Mer stelle alles op der Kopp“ so lautet das diesjährige Motto der wohl bekannteste Faschings-Hochburg Deutschlands. Die Rede ist natürlich von der Jecken-Stadt Köln. Wobei, sind wir mal ehrlich, dieses Motto könnte wohl jedes Jahr für die Karnevalszeit in Köln stehen, denn wenn in Köln die Jecken los sind, kann wohl niemand von einem Normalzustand sprechen! Die Karnevals-Zeit beginnt zwar schon ab dem 11.11 aber wenn der Rosenmontagsumzug in Köln startet, kann sich auch der größte Karnevals-Muffel dem bunten Treiben auf der Straße nur schwerlich entziehen. Der Kölner Rosenmontagsumzug ist nicht nur der größte Karnevals-Umzug Deutschlands, er lock auch Millionen Besucher aus der ganzen weiten Welt an. Bei dem ein oder anderen Kölsch oder „Bützchen“ (Küsschen) und den rund 170 Tonnen Süßigkeiten, die von dem etwa 7 Kilometer langen Umzug verteilt werden, herrscht besonders am Rosenmontag eine sehr ausgelassene und fröhliche Stimmung in der Kölner Innenstadt. Da lässt sich nur noch sagen “ Kölle Alaaf“.
Du siehst, gerade in Europa lässt sich die fünfte Jahreszeit vielseitig feiern. Für alle wagemutigen unter Euch: Macht eine Karnevals-Buket-Liste und nutzt die Gelegenheit über die Faschings-Tage zu verreisen! Bei der Vielfalt in Europa, lohnt es sich sicherlich, denn an manchen Orten tut es richtig gut, Narr zu sein 🙂
Autor: Julia Gümbel