Ich bin Österreicherin und ein echtes Alpenkind. Etwa ab 1000 Meter Höhe fange ich an, mich richtig wohl zu fühlen. Jetzt lebe ich in Frankfurt, rund 100 Meter über dem Meeresspiegel. Der nächste Gipfel? Viel zu weit entfernt. Manchmal habe ich mich doch ein wenig nach den Bergen gesehnt und – nach guter deutscher Tradition – angefangen zu jammern. Irgendwann habe ich mir gesagt: Egal, ich schau mal, was die deutschen Mittelgebirge so zu bieten haben. Und dabei habe ich entdeckt: Gar nicht mal so wenig. Vom Gipfelerfolg und dem tollen Ausblick mal abgesehen (und vor allem vom österreichischen Schnaps und der Brettljausen) kann man auch in der Mitte Deutschlands sehr gut wandern und sich in der Natur austoben. An einem schönen Aprilwochenende ging es für mich und meinen Freund Daniel daher nach Willingen.
Als Wintersport-Fan kannte ich den Ort eigentlich nur vom Skispringen. Das Sauerland hat mir bis dato auch recht wenig gesagt. Am Freitag fuhren wir also los und checkten am Abend im Best Western Plus Hotel Willingen ein.
Unser Zimmer war sehr urig und gemütlich eingerichtet, fast ein wenig im Stil der Alpen.
Einer der Hauptgründe, warum wir uns das Hotel ausgesucht hatten, war die direkt angrenzende Brauerei inklusive Brauhaus. Das war dann auch gleich die erste Station auf unserer Reise. Unser Fazit: ein sehr süffiges Bier, vor allem das Willinger Landbier Dunkel. Das sollte auch nicht der einzige Besuch gewesen sein…
Am nächsten Morgen sahen wir uns den Fitnessraum näher an. Die Raumgröße reicht völlig aus und die Geräte waren alle in einem Top-Zustand. Was mich doch immer wieder überrascht: Trotz der 146 Zimmer waren wir beiden die einzigen Frühsportler. Danach freuten wir uns umso mehr aufs Frühstück. Und das hat unsere Erwartungen wirklich übertroffen! Es erwarteten uns eine große Auswahl an Wurst und Käse, Aufstriche, Lachs, Eier in verschiedenen Ausführungen, zehn Müsli-Sorten, Nüsse und Samen (sogar Chia-Samen), Pfannkuchen, verschiedene Brötchen und Croissants. Und alles schmeckte köstlich! Voll und glücklich ging es für uns zur Brauereiführung nebenan. Und das Beste: Für uns kostete der Eintritt nichts dank unserer „MeinCard Willingen Plus“, die uns an der Hotelrezeption geschenkt wurde (normalerweise kostet’s 7 Euro). Auch eine kleine Broschüre bekamen wir dazu und Informationen, was wir damit alles kostenfrei unternehmen können. Weil die Gruppe in der Brauerei riesig war, haben wir leider nicht so viel von den Erklärungen des Bierbrauers verstanden, aber dafür gab’s anschließend eine Verkostung.
Nach dem ersten Bier machten wir uns auf „in die Berge“ – naja, in die Hügel. Nach langem Hin und Her, denn die Auswahl an Wanderwegen ist riesig, und ausführlichen Gesprächen mit zwei bemühten Rezeptionsmitarbeiterinnen, entschieden wir uns für den Uplandsteig und wanderten gute 18 Kilometer von dem insgesamt 64 Kilometer langen Rundwanderweg. Der Waldweg führte an der Sommerrodelbahn und der Skipiste vorbei und hinauf auf den ersten und höchsten Gipfel NRWs, den Langenberg. Auf 843 Metern Höhe stand tatsächlich ein recht imposantes Gipfelkreuz. Auch die Ausblicke auf dem Weg waren überraschend schön für mich. Trotz der eher geringen Höhe konnten wir weit blicken, mal auf Nordrhein-Westfalen, mal auf Hessen. Und wo wir im Sauerland auch hinschauten: Hügel, und noch mehr Hügel.
Eine halbe Stunde später fing es plötzlich an zu regnen. Wir hatten Glück, ein paar Meter weiter erwarteten uns schon die Wirte der Hochheide Hütte. Bei einer heißen Schokolade wärmten wir uns wieder auf, bis die Sonne wieder raus kam. Von dort an war der Weg etwas breiter und weniger einsam. Auch einige Spaziergänger mit Hunden trafen wir unterwegs. An der Hoppeckequelle vorbei bogen wir links ab und erreichten nach ein paar Kilometern den Ettelsberg – ein beliebtes Ausflugsziel der Willingen-Urlauber. Anschließend fuhren mit der Bergbahn runter ins Tal (auch wieder gratis übrigens dank der MeinCard Willingen Plus). Zurück im Hotel war es Zeit für Entspannung: Also ab in den Wellnessbereich! Ein schöner Pool, viele Liegemöglichkeiten, zwei Saunen und ein Dampfbad boten genug Möglichkeiten, die müden Beine auszurasten. Den Abend ließen wir schließlich in unserem liebgewonnenen Brauhaus ausklingen.
Am nächsten Morgen hieß es wieder: Aufi aufn Berg! Aber erstmal (jippie!) Frühstück. Alles, was am Vortag nicht mehr rein passte, haben wir am zweiten Morgen doppelt auf den Teller gepackt. Danach mussten wir leider schon wieder aus unserem gemütlichen Zimmer auschecken. Der Urlaub war für uns aber zum Glück noch nicht vorbei. Der nächste Gipfel rief. Diesmal wanderten wir durch einen dichten Wald zur Skisprungschanze. Als wir oben am Schanzentisch standen, wurde mir etwas mulmig. Schon verrückt, dass da jemand freiwillig runterspringt. Wir hingegen nahmen die Treppe, die wohlgemerkt auch schon recht steil war.
Unser Wanderweg U1 führte uns wieder rein in den Wald und zur Graf Stolberg Hütte. Für die gehfauleren Leser: Es führt sogar eine Straße direkt zur gemütlichen Hütte. Bei gutem Wetter lässt es sich auch auf der Terrasse sehr gut aushalten. Beim Blick auf die Speisekarte erschraken wir kurz: Ein Stück Kuchen kostete stolze 4,80 Euro. Wir entschieden uns dagegen. Als ich die Kellnerin damit an uns vorbeilaufen sah, wusste ich warum: Das Stück reicht locker für 2-3 Personen. Also doch eine Empfehlung! Über die kleine Ortschaft Usseln folgten wir immer weiter dem Wanderweg U1, der uns irgendwann wieder nach Willingen führte. Vor allem auf dem letzten Streckenabschnitt wurde es noch mal richtig schön – entlang des Baches Itter und durch kleine Parks.
Ein paarmal verlaufen am Anfang weggerechnet, war der Weg etwa 15 Kilometer lang. Zurück in Willingen gönnten wir uns im Brauhaus ein letztes Bier zur Erfrischung, bis es für uns wieder zurückging nach Frankfurt, ins Flachland quasi.
Mein Fazit: Für Naturliebhaber und Bergsportler kann ich das Sauerland und Willingen wirklich empfehlen. Manchmal ging es ganz schön steil hoch und wir kamen ins Schwitzen. Aber der Ausblick und die urigen Hütten haben sich gelohnt. Auch das Willinger Bier wäre schon ein guter Grund, um wiederzukommen. Trotzdem muss ich zugeben: Die Alpen reißen mich schon noch ein bisschen mehr aus den Socken.